2023

Notizen zu den künstlerischen Arbeiten von Janina Lamberty

Janina Lamberty bezieht sich bei ihrer künstlerischen Arbeit auf Wissenschaft, unteranderem auf die Geodäsie

Die Minutiösität ihrer bildnerischen Konstrukte ist u.a. aus ihrem früheren Umgang mit den Exaktsprinzipien der Vermessungstechnik zu erklären. Zugleich jedoch betreibt sie bei ihren Skulpturen mit Strohstäben, die mit Japanpapier umwickelt sind, bisweilen ebenso eine Formfindung nach dem Zufallsprinzip, indem sie diese Stäbe wie beim Mikado-Spiel fallen lässt oder wirft. Das Ergebnis der zufällig entstandenen Strukturen wird dann miteinander verbunden.
Janina Lamberty verweist mit ihren Arbeiten auf eine viel weitergehende Bedeutung der Geodäsie, wie sie etwa Dipl.-Ing. Ingo Freiherr von Stillfried, der Erste Vorsitzende des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e.V. in Dortmund, in dem Diktum pointierte, dass Vermessung eben auch Kultur schafft.Ihre „Cascadas“ bestehen als abstrakte Gebilde aus dünnen Papierstäben und ihre „Cañas“ aus dünnen Strohstäben.

In einer Arbeit hat Janina Lamberty die Drehbewegung der Erde zwischen Nord-und Südpol als Grafik visualisiert. Hier spielt die vierte Dimension, nämlich die Zeit, eine Rolle. Abb.1

In der Arbeit „Erdachse“ (2022) stellt jeder senkrechte oder leicht geneigte Stab die Achse zu einem bestimmten Zeitpunkt dar. Die waagerechten kurzen Stäbe zeigen die Drehbewegung der Achse an. Abb. 2
Diese Werke rekurrieren auf die Tatsache, dass die Erde selbst eine unregelmäßige Form hat. Ein Ellipsoid kommt als eine mathematisch definierte Form der realen Gestalt der Erde am nächsten. So folgt denn die Arbeit „Weltkugel“ (2021) mit ihrer knäuelartigen Verschachtelung verschieden farbiger Stäbe dem Konzept des Erdkörpermodells. Schwarz-weiße Stäbe stellen die Drehbewegung der Erde dar. Sie sind allerdings nicht parallel zueinander angeordnet, weil sich bekanntlich die Erde bei der Drehung in verschiedene Richtungen etwas neigt. Abb.3
Was die Materialsensibilität bei der Wahl von Stroh und Papier angeht, so ist für die Künstlerin der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig: Stroh ist ein natürliches Material; es ist hier auch eine Metapher für den behutsamen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, d.h. mit allem, was die Natur hervorbringt.

Jürgen Raap

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